Der Alles-Macher des HCL

Thomas Rochlitz verabschiedet sich nach 23 Jahren aus dem Vorstand. Hockey ist seine große Leidenschaft.

Von Ute Lühr.

Wenn ein Arbeitseinsatz ruft, ein Fahrer fehlt, ein Betreuer ersetz werden muss, dann läuft Thomas Rochlitz hin, statt weg. Wenn es an Geld für ein Projekt mangelt, finanzielle Hilfe für Anschaffungen von Nöten sind oder Spieler Unterstützung brauchen, dann macht Thomas Rochlitz das Portemonnaie auf, statt zu. Er will zurückgeben, was er als junger Mensch erleben durfte: „Eine schöne Jugend im Hockeysport.“ Und das ist ihm gelungen. Insgesamt 23 Jahre lang war er im Vorstand des Hockey Clubs Lüneburg aktiv, 15 davon als erster Vorsitzender. Jetzt geht Thomas Rochlitz von Bord – und hinterlässt ein schweres Erbe.

Als der gebürtige Heidelberger 1980 an die Ilmenau zog, existierten in der kleinen Hansestadt zwei Vereine, die das Stockballspiel anboten. „Damals wusste ich gar nicht, dass in Lüneburg auch Hockey gespielt wurde“, sagt Thomas Rochlitz schmunzelnd, „und mit dem MTV und dem HCL dann gleich an zwei Stellen.“ Henning Brokelmann reaktivierte den ehemaligen Bundesligaspieler für den Abstiegskampf in der Oberliga, und schon bald stieg der angehende Anwalt auch ins Nachwuchstraining ein. „Ich hatte als Student ja plötzlich viel Zeit“, erinnert sich der 71-Jährige heute. Das war nicht immer so.

Schon als junger Mann hatte Thomas Rochlitz Hockey gespielt und Jura studiert, mit 23 Jahren aber alles an den Nagel gehängt: „Ich habe mich im Rahmen der 68er-Bewegung engagiert, viel Remmy demmy gemacht, mich mit verschiedenen Jobs durch’s Leben geschlagen und meinen Fokus anders ausgerichtet.“ Erst einige Veränderungen im privaten Bereich veranlassten ihn dazu, sein Leben erneut vollkommen umzukrempeln – und damit auch seine alte Leidenschaft zu reaktivieren.

Bereits 1995 übernahm er im HCL den 2. Vorsitz und erarbeitete gemeinsam mit Clubchef Brokelmann ein Thesenpapier für die Lüneburger Hockey-Zukunft: „Klar war, dass wir die Jugendarbeit verbessern, ein Clubhaus errichten und einen Kunstrasenplatz bauen mussten“, bekräftigt er noch heute. Spätestens beim letzten Punkt zeigten ihm damals alle den Vogel. Doch wer Thomas Rochlitz kennt, weiß, dass er seine Ziele hartnäckig verfolgt – das war in diesem Fall nicht anders: Ein Million DM sollte die moderne Anlage damals kosten, ein Vorhaben, das in Wirtschaft oder Verwaltung unzählige Mitarbeiter beschäftigt hätte. Thomas Rochlitz machte das alles nebenbei.

Er kümmerte sich um das Grundstück, die Finanzierung und die Bautrupps, opferte Stunde um Stunde, um Probleme aus dem Weg zu räumen und die Arbeiten voranzutreiben. Nach Abschluss des Projektes nahm er sofort das nächste in Angriff: die Errichtung des Clubhauses. Weil der neue Rasen teurer geworden war, als ursprünglich geplant, verbrachte er gemeinsam mit vielen handwerklich geschickten Mitgliedern ein Jahr lang jeden Samstag am Ebelingweg, wo das neue Heim in Eigenarbeit entstand.

Im Jahr 2002 wurde der Kunstrasen eingeweiht, 2003 das Clubhaus eröffnet, 2004 erstmals ein Hockey-Länderspiel in Lüneburg ausgerichtet. Doch damit nicht genug: „Als ich die Chance sah, am Sportpark Kreideberg auch eine optimale Halle für die Wintersaison dingfest zu machen, schlug ich zu“, sagt Thomas Rochlitz grinsend, „ohne das mit irgendeinem Vereinsmitglied abgestimmt zu haben.“ Mittlerweile an die Spitze des HCL vorgerückt, machte er einen Deal mit dem MTV, überzeugte die Mitglieder von der Notwendigkeit einer erneuten Spendensammlung und bürgte mit seinem eigenen Kapital für einen neuen Hallenboden. Der HCL spielt seitdem in einer der attraktivsten Hallen Norddeutschlands.

Nebenbei führte er seine eigene Anwaltskanzlei in Hagenow, war und ist bei den Lüneburger Hockey-Senioren aktiv, engagiert sich bis heute beim Deutschen Hockey Bund für den Seniorensport, und geht noch immer mit dem Master-Team – der Nationalmannschaft für Ältere – auf Jagd nach Titeln und Trophäen in Europa und der Welt. Den Abschluss dieser Karriere bildet im Sommer die Weltmeisterschaft in Barcelona, und auch der Abschluss seiner Tätigkeit als Vorsitzender ist vollbracht: Der neue Kunstrasenbelag wurde kürzlich eingeweiht.

Langweilig wird es dem 71-Jährigen aber auch ohne diese Aufgaben nicht: „Ich will künftig verstärkt Golf spielen, weiterhin die Jüngsten trainieren, aber mir auch einfach mal Hockeyspiele ansehen, ohne involviert zu sein“, sagt er. Bedenken bezüglich seiner Nachfolge hat er nicht: „Da ist in den vergangenen Jahren ein tolles junges Team zusammengewachsen, das die Arbeit ganz bestimmt hervorragend fortführen wird“, ist er überzeugt, „ich gehe mit einem guten Bauchgefühl.“

(Quelle: Landeszeitung für die Lüneburger Heide vom 12.05.2018)

Foto: t&w